„Die Erde als der Garten Gottes“
Die Natur schafft Raum für Erfahrungen, die in einer modernen, von Technik und Wirtschaft beherrschten, Alltagswelt oft nicht mehr gemacht werden. Verborgene Seiten des Menschseins und die Beziehung des Menschen zu Umwelt und Schöpfung können hier wieder bewusster werden. Dabei kann sich eine neue Sicht auf Sinn- und Lebensfragen ergeben.
Nach dem biblischen Schöpfungsglauben sind Natur und Mensch aus dem Willen Gottes hervorgegangen.
Dieser Glaube bietet Antworten auf Fragen zum Ursprung, Ziel und Sinn der erlebten Umwelt wie meines eigenen Daseins.
Die biblische Rede von Gott als dem Schöpfer entspringt einem Nachdenken über diese Fragen. Der gesamte Schöpfungsbericht läuft auf den Menschen hinaus und will Antworten auf seine Fragen geben angesichts katastrophischer aber auch beglückender Welt- und Lebenserfahrungen. „Schöpfung als Bewahren des Lebens gegen den Tod“ zieht sich als Grundthema durch die gesamte Bibel.
Basis für den kirchlichen Beitrag im Rahmen der Gartenschau ist das Verständnis von der „Erde als dem großen Garten Gottes“.
Er ist dem Menschen als Lebensgrundlage zu seinem Wohl und Nutzen überlassen, verlangt zugleich aber einen verantwortlichen Umgang damit. Auch wenn der Mensch die Natur und Umwelt häufig als selbstverständlich wahrnimmt, wird er inzwischen immer mehr darauf hingewiesen, dass diese Lebensgrundlage verletzlich und in vieler Weise bedroht ist. Die Fürsorge für die Erde als Lebensraum ist eine Aufgabe, die im Schöpfungsauftrag enthalten ist.
Der Mensch ist eingeladen, die Schöpfung zu nutzen aber zugleich gefordert, mit den Ressourcen achtsam umzugehen.
Die vertiefte Wahrnehmung des Wunders der Schöpfung bietet eine Bereicherung für das eigene Leben. Sie kann zu mehr Achtsamkeit im Umgang mit sich selbst beitragen und zu einer respektvollen Haltung gegenüber Mitmenschen und Mitgeschöpfen motivieren.
Fokus Ernährung: „Gottes Garten nährt“
Im Bereich „Ernährung“ wird deutlich, wie wertvoll und wunderbar die Schöpfung ist, wie bedrohlich aber auch ein Mangel ist und wie sehr die Lebensbedingungen anderer davon betroffen sein können. Ausreichende und gute Nahrung ist essentielle Lebensgrundlage für jede und jeden Einzelnen und ein Schlüsselfaktor für die eigene Lebensqualität. Gleichzeitig wirkt sich die Art der Ernährung sowie den Bedingungen ihrer Produktion auf die Umwelt und die Lebensbedingungen anderer Menschen und Lebenwesen aus. Immer mehr erkennen wir, dass hier eine gundsätzlich Haltung gefragt ist. Manche setzen mit Ernährung heute ein bewußtes Statement.
Mögliche Teilaspekte im Kirchenbeitrag auf der BUGA:
- Nahrungsmittel als gute Schöpfungsgaben
Von alters her sehen Menschen in den Nahrungsmitteln gute Schöpfungsgaben, doch das schließt die Arbeit um das tägliche Brot nicht aus, wie es schon in 1. Mose 3,19 heißt: „Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen.“ Im zentralen Gebet des Christentums beten Menschen auf der ganzen Welt „unser tägliches Brot gib uns heute“. Dies ist die erste Bitte, die sich den Lebensverhältnissen der Menschen zuwendet. Mit Brot ist hier die Nahrung insgesamt gemeint. Beim Erntedank-Fest nehmen Christinnen und Christen dankend Bezug auf die Schöpfung und den Schöpfer als Ursache allen Lebens. - Mahlgemeinschaft
Miteinander Brot zu brechen und Brot zu teilen, miteinander zu essen, kann Gemeinschaft stärken, Freude bereiten und eine tiefe soziale und spirituelle Erfahrung sein. - Achtsamer Umgang mit Nahrung statt Verschwendung
Viele Nahrungsmittel werden verschwendet. Einerseits, weil Früchte oder Gemüse nicht den Normen entsprechen. Andererseits, weil Menschen zu viel einkaufen und wegwerfen. - Umweltverträgliche Produktion statt Raubbau
Verschiedene Ursachen wie Monokulturen, Verdichtung der Infrastruktur, Industrialisierung der Agrarwirtschaft und Pestizide führen dazu, dass Tiere wie Bienen oder Vögel immer weniger Lebensraum finden. Damit ist vielfältige Ernährung in Deutschland gefährdet. - Nahrung als Frage von Krieg und Frieden
Bereits in den ersten Büchern der Bibel wird erzählt, was heute noch gilt: Wenn die Ernährung, also ein Grundbedürfnis des Menschen, gefährdet ist, brechen Konflikte aus. - Welternährung und Solidarität
Das Ausmaß des Hungers in der Welt ist ein moralischer Skandal. Die Welternährung ist eine Frage der Gerechtigkeit und ein Schlüsselproblem nachhaltiger Entwicklung. Sie ist von großer Bedeutung beim globalen Klimawandel. Auf der Erde werden genug Nahrungsmittel hergestellt. Doch ein großer Teil wird als Futtermittel oder für Biosprit verwendet. - Verantwortete Entscheidungen des Einzelnen
Für jeden Einzelnen stellen sich sehr konkrete Fragen: Was esse ich? Regional, vegetarisch oder vegan? Wieviel Fleischkonsum ist möglich? Das Thema Ernährung ist global und doch nah bei jeder und jedem Einzelnen. Über nichts entscheiden erwachsene Menschen häufiger als darüber, was und wie sie essen. Ihre Entscheidung hat vielfältige und weitreichende Auswirkungen. - Was nährt uns wirklich?
Die christliche Ethik nimmt die materiellen Grundbedürfnisse des Menschen ernst, isoliert sie aber nicht von den geistigen. Das wird deutlich an dem Vers: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“ (Mt 4,4 und 5. Mose 8,3). So stellt sich die Frage, was in einer ganzheitlichen Sicht wirklich nährt und satt macht. Im Neuen Testament bietet sich Jesus selbst als das „Brot des Lebens“ (Joh 6,35) an.