Gebet – Lied – Gedanken – Segen.
Den Blick weiten, Atem schöpfen, still werden im Kirchengarten: ein ökumenisches Team lud regelmäßig montags bis samstags um 12 Uhr für eine Viertelstunde zu spirituellen Impulsen auf der BUGA ein.
SEHT EUCH DIE VÖGEL DES HIMMELS AN: SIE SÄEN NICHT, SIE ERNTEN NICHT UND SAMMELN KEINE VORRÄTE IN SCHEUNEN - EUER HIMMLISCHER VATER ERNÄHRT SIE. SEID IHR NICHT VIEL MEHR WERT ALS SIE? (Mt 6, Vers 26)
Sie säen nicht, sie ernten nicht, sammeln keine Vorräte – und euer himmlischer Vater ernährt sie...?
Also Nichtstuer? Faulenzer?
Machen sich einen schönen Lenz?
Und werden trotzdem ständig gefüttert und genährt?
Jedes Kind, das einmal ein paar Meisen oder Spatzen beobachtet hat, weiß, dass dies nicht der Realität entspricht.Vögel müssen pausenlos hart um ihr Überleben kämpfen, um Nahrung, Revier und um ihren Nachwuchs zu versorgen.
Jesus wusste das.
Das haben alle Menschen gewusst, zumal in früheren Zeiten die Nähe zu den Vorgängen in der Natur noch viel größer war als heute.
Was also will Jesus uns sagen?
Er weist auf den himmlischen Vater hin als Ernährer, nicht auf den irdischen.
Was unterscheidet sie?
Jedenfalls dies: der eine bringt himmlische Nahrung, der andere irdische.
Was sollte eine Kohlmeise mit himmlischer Nahrung anfangen?
Was ist himmlische Nahrung?
Es ist das Leben, das SEIN an sich,
in dem Gott sich verströmt.
Ohne das gäbe es nichts, auch keine irdische Nahrung, auch niemanden, der diese brauchen würde.
Ohne das gäbe es auch keine Kohlmeise, die voller Lebensenergie und ohne jeden Selbstzweifel oder sonstigen Zweifel sich in den tosenden Strom des Lebens hineinwirft. Sie fragt nicht nach dem Sinn oder dem Lohn. Oder nach Gerechtigkeit oder nach einer Lebensversicherung.
Sie hat volles Vertrauen, ohne es zu wissen.
Obwohl sie gefährdet ist und ein kurzes und mühseliges Leben hat.
Aber auch das weiß sie nicht.
Sie überlässt sich dem Leben, ihrem Meisenleben, mit all ihrer Energie und ganz frei von grübelnden Gedanken, Sorgen, Zweifeln, Ängsten.....
„SEID IHR NICHT VIEL MEHR WERT ALS SIE???“
Wir haben grübelnde Gedanken, Sorgen, Zweifel, Ängste...
Wir fragen sehr wohl nach dem Sinn, dem Lohn, nach Gerechtigkeit und Sicherheit.
Wir sind der Meise haushoch überlegen, das liegt wohl auf der Hand, gerade deshalb.
Gerade deshalb?
Gerade deshalb haben wir auch etwas von ihr zu lernen, mühsam und schwer zu lernen: Vertrauen.
Hingabe an das, was ist.
Jeden Moment, immer.
Jetzt.
Das bedeutet: die himmlische Speise des himmlischen Vaters anzunehmen.
Die Meise kann das, ganz einfach, wie im Paradies. Sie weiß es nur nicht, es ist ihr nicht bewusst.
Wir sind bewusst - welch ein Segen - welch ein Fluch....
Weil wir fähig sind, uns Sorgen zu machen, Angst zu haben - KEIN Vertrauen zu haben -
und weil wir fähig sind, bewusst zu lieben - oder zu hassen...
ist es das, was uns „viel mehr wert als sie“ macht?
Wir wissen, welch zweischneidiges Schwert das ist.
Wir wissen, wie schwer es ist, uns mit unserem vollen Bewusstsein ins Leben zu geben, uns herzugeben, mit unserem vollen Bewusstsein zu vertrauen, im Vertrauen zu sein,
wie die Meise.
Aber genau das ist unsere Berufung.
Genau das macht uns wertvoll in den Augen Gottes.
Genau das -
dem lasst uns
nachjagen!
Hanne Märker (11. September 2019, BUGA Kirchengarten)